Nie wieder Ferienhaus by Bernd Stelter

Nie wieder Ferienhaus by Bernd Stelter

Autor:Bernd Stelter
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: luebbe digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Mosselen-Fest

Ich habe ja die grundlegenden Unterschiede zwischen holländischen und deutschen Campingplätzen bereits erklärt. Aber es reicht nicht aus, auf einem holländischen Campingplatz zu stehen, es müssen auch genügend Holländer da sein. Auf unserem Teilstück von De Grevelinge waren es Rinus und Ans, Jan und Wilma, Ben und Rietje.

Ben war ungefähr das genaue Gegenteil von Rudi Carrell, aber er war einfach so, wie man sich einen typischen Holländer vorstellt, wenn man Rudi Carrell nicht kennt. Er hatte einen mächtigen Bauch, einen mächtigen Rauschebart und eine Lache, wie man sie sonst nur von einem Seebär kennt, der Jahrzehnte am Ruder seines Fischkutters zugebracht hatte, oder vom Nikolaus.

Auf De Grevelinge wurde man morgens nicht vom Hahn, sondern vom tiefen, kehligen Lachen von Ben geweckt. Lassen Sie es mich so sagen. Wer Ben kennt, weiß: Der Käptn Iglo in der Werbung ist eine krasse Fehlbesetzung. Ben hatte die Idee, wir sollten ein Mosselen -Fest feiern.

Jan van de Krabben hieß nicht nur so, er war im Privatleben tatsächlich Koch und wohnte mit seiner Frau Wilma rechts neben uns. Er erzählte mir, Wilma habe einen sehr wichtigen Job und hundert Leute unter sich. Ich habe mich extra erkundigt. Sie arbeitete nicht bei der Friedhofsverwaltung.

Ich weiß nicht, was Jan als Koch so kochte, aber eines weiß ich: Mosselen kochen, das konnte er!

Aber vor den Genuss hat der liebe Gott das Mosselen plukken gesetzt. Die Miesmuscheln wachsen an den Wellenbrechern, an den großen Holzbarrieren, die vom Strand aus wie lange schwarze Finger ins Meer zeigen.

Zunächst mal müssen sämtliche Kalender studiert werden. Die besten Muscheln pflückt man Anfang September, vorher sind sie zu klein. Die dazu benötigte Information geht schon mal aus dem normalen Kalender hervor. Zusätzlich muss man aber den Gezeitenkalender zurate ziehen, denn es sollte schon Ebbe sein! Auch bei Niedrigwasser wachsen die Muscheln dummerweise sehr weit unten an den Pfählen, aber bei Flut noch viel weiter unten, abgesehen davon wird man bei Flut von den Wellen immer wieder gern gegen deren Brecher geschubst.

Mit ein bisschen Glück kann man sie mit weit nach unten gestrecktem Arm abpflücken, ohne den Kopf unter Wasser bringen zu müssen. Aber wann hat man schon mal Glück, meistens muss man schon ein bisschen tauchen. Ben hat mir erzählt, einmal war beim Mosselen plukken die Strömung so fies, da wurden die Taucher angeseilt. Ralf war so heftig gegen die muschelbewachsenen Poller gedrückt worden, dass sein neuer Neoprenanzug hinterher regelrecht zerfetzt war. Ich fragte mich, warum Ralf beim Camping einen Neoprenanzug dabeihatte, so schlecht ist das Wetter in Holland nun auch wieder nicht.

Es muss damals wirklich schlimm gewesen sein, denn er sagte, sie hatten an diesem Tag nur die Duitsers losgeschickt. Klar, Deutsche gibt es so viele, da kann man auf den einen oder anderen schon mal verzichten.

An unserem Mosselen-Plukk -Tag lag die Nordsee still und fast wellenlos vor uns, die perfekte Voraussetzung. Als Mosselen -Zwischenlager führten wir eine babyblaue Plastikbadewanne mit, sodass die erbeuteten Miesmuscheln sofort in dieses Behältnis abgeliefert werden konnten.

Vier oder fünf Krebse erbeuteten wir sozusagen als Kollateralfang. Ich wollte



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